Die mutmaßlich für die jahrelange Serie rechter Brandstiftungen in Neukölln verantwortlichen Täter sind offenbar überführt. Die Polizei schlug jetzt zu.
Polizei und Generalstaatsanwaltschaft in Berlin scheint im Fall der jahrelangen Serie rechtsextremer Brandstiftungen im Bezirk Neukölln ein Fahndungserfolg gelungen zu sein. Beamte der „BAO Fokus“ haben nach Informationen des Tagesspiegels am Mittwochmorgen die schon lange tatverdächtigen Neonazis Sebastian T. und Tilo P. verhaftet.
Beiden werde die Beteiligung an mehreren Brandstiftungen vorgeworfen, hieß es in Sicherheitskreisen. Bei Sebastian T. kommt noch der Verdacht hinzu, er habe unrechtmäßig Corona-Soforthilfe für Soloselbstständige beantragt. Das Amtsgericht Tiergarten hatte auf Antrag der Generalstaatsanwaltschaft einen Haftbefehl gegen die beiden Rechtsextremisten erlassen.
In Sicherheitskreisen war zu hören, es seien „viele Mosaiksteine zusammengekommen“, nun habe es für einen Haftbefehl gereicht. Offenbar zahlte es sich aus, dass die Sicherheitsbehörden die beiden Rechtsextremisten engmaschig überwachen.
Seit 2016 wurden in Neukölln mehr als 70 rechte Angriffe verübt, darunter 23 Brandstiftungen. Die Angriffe trafen vor allem Linke und Menschen, die sich in der Flüchtlingshilfe engagieren. Mehrmals gingen Fahrzeuge in Flammen auf. Polizei, Justiz und der Senat gerieten angesichts ausbleibender Fahndungserfolge zunehmend in die Kritik.
Neben Sebastian T. und Tilo P. gilt auch der vorbestrafte Neonazi Julian B. als einer der drei Hauptverdächtigen in der Anschlagsserie. Ob es auch zu ihm neue Erkenntnisse gibt, blieb bislang unklar.
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Einer der Betroffenen der Anschlagsserie ist der Linken-Politiker Ferat Kocak. In der Nacht zum 1. Februar 2018 ging sein Auto in Flammen auf. Nur durch Glück griff das Feuer nicht auf das direkt angrenzende Wohnhaus über, in dem Kocak und seine Eltern schliefen. Später stellte sich heraus, dass die Sicherheitsbehörden bereits im Vorfeld Hinweise auf den geplanten Anschlag hatten, Kocak aber nicht gewarnt hatten.